Hoi zäme
Ich melde mich mal wieder mit einer Bitte um Unterstützung bei euch.
Gestern kam ein Gartenbauer zu mir. Er hatte bei einem Kunden auf dessen Bitte hin Pilzfruchtkörper entfernt, die direkt neben einer Thuja wuchsen.
Anscheinend treten sie jährlich in Erscheinung und der Kunde befürchtet, dass sie seiner Thuja schaden könnten. Nun wollte der Gartenbauer wissen, was für ein Porling das ist und ob wirklich eine Gefahr für die Thuja besteht.
Die Fruchtkörper schienen auf der Erde zu wachsen. Als die Gartenbauer sie ausgruben, stellten sie aber fest, dass einige Zentimeter unter der Erdoberfläche ein alter Baumstumpf liegt. Es sei schwierig zu sagen, welche Art, eventuell ein Laubbaum (Linde o.a.). Die Fruchtkörper sind sehr hart, schwer, zäh und bis 20 cm breit. Der Grössere wiegt ca. 1 kg, der kleiner 0.5 kg. Die Oberfläche wirkt etwas feucht samtig. Es sieht aus, als wäre er ursprünglich heller und durch die Berührungen rotbraun bis schwarzbraun verfärbt – vielleicht war er aber schon so vor dem Entfernen. Es hatte noch mehrere kleinere Fruchtkörper dabei.
Das Fleisch im Schnitt wirkt von der Konsistenz korkähnlich und ist rotbraun. Der Geruch ist angenehm und mild, der Geschmack säuerlich. Die Fruchtschicht ist weiss-grau und die Poren sind fast nicht erkennbar.
Teilweise sind Gras und Wurzel in den Fruchtkörper eingewachsen. Auch bin ich mir nicht sicher, ob die Fruchtkörper schon richtig ausgebildet sind.
Kann mir da jemand weiterhelfen? Das wäre super! Ich stehe mit meinem Wissen an.
Pilzige Grüsse, Tom
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Hoi Tom, also da hast du uns ganz schön herausgefordert, so am Ende des Jahres :-)!!
Nicht nur Jeannine und ich, sondern auch und noch zwei weitere hinzugezogene Pilzkumpels haben sich die Zähne ausgebissen, ohne wirklich zum Ziel zu kommen. Die Schwierigkeit bestand vor allem darin, dass die Wuchsform sehr atypisch wirkt. Dies zeugt wohl daher, dass der Standort eben auch aussergewöhnlich ist. Die meisten Porlinge wachsen seitlich an den Stämmen; deiner hat wohl diese Wahl gar nicht, da sein Stamm unter der Erdoberfläche liegt. Dies führt zu einer ganz anderen Ausprägung.
Langer Rede kurzer Sinn, so ganz am Ziel sind wir noch nicht. Ich nehme ihn am Mittwoch noch an den Pilzbestimmungsabend mit, damit ihn die anderen auch noch live betrachten können.
Für mich trifft am ehesten der Gemeine Feuerschwamm , Weidenfeuerschwamm, Phellinus igniarius, zu.
Er stimmt, je nach Alter, farblich recht gut (grau bis schwarz; so ist er ja jetzt, wie du am Telefon gesagt hast) und ist im „Fleisch“ ebenso hart und dunkel rotbraun mit einer gleichen Struktur, die bei Nässe etwas aufweicht. Die weissliche Fruchtschicht verfärbt sich bei Berührung braun. Der Geruch wird als neutral bis angenehm-pilzig bezeichnet. Im Geschmack gilt er als neutral bis leicht bitter.
Er wächst ganzjährig an Laubbäumen, gern in Auwälder an Gewässerufern, an Weiden, Pappeln, Erlen, aber auch an Obstbäumen und Buchen.
Besonderheit : Phellinus igniarius ist Saprobiont (Abbauer von totem Material), ein wenig aggressiver Parasit. Er sollte der Thuja also nicht gross etwas anhaben. Er enthält Wirkstoffe, die in zahlreichen Kulturen medizinisch verwendet werden.
Aber eben: Die Bestimmung ist wahrscheinlich, aber nicht sicher, gell!
Pilzgrüess Thomas